Erich Kraft stellt in der Manfred-Sauer-Stiftung aus: „Kontinuität und Widerspruch“
RNZ 04.04.2014 – von Jutta Trilsbach
Lobbach-Waldwimmersbach. Die Ähnlichkeit mit dem großen Vertreter des Surrealismus, Salvador Dali, ist frappierend. Der Maler Erich Kraft ist aber nicht in Spanien geboren, sondern 1950 in Sandhausen. Sein gezwirbelter Bart und seine großen, intensiv blickenden Augen erinnern indes an Dali. Auch Kraft bewegt sich in erster Linie in surrealen Welten. Ist ein Visionär und Illusionär. Sein kraftvoller, virtuoser Malstil in meist kräftigen Farben verspricht einerseits Kontinuität im Erzählen von Geschichten. Dabei komponiert er Bilder mit menschlichen Gestalten, bevorzugt in Landschaften. Es gibt aber auch Widerspruch in rein kontrastreich farbig angeordneten Bildern mit gefühlvoller Ausdrucksmalerei. Experimentierfreudigkeit kennzeichnet den Meister.
Die jetzt eröffnete Ausstellung mit über 60 Exponaten in Malerei und Bronzefiguren im gläsernen Atrium der Manfred- Sauer-Stiftung nennt der Künstler daher „Kontinuität und Widerspruch.“ Wie spannend! Bei der Vernissage zu Saxofonklängen von Tommy Engelhart betonte ManfredSauer: „Ich freue mich ganz besonders, dass mit Erich Kraft ein alter Bekannter hier seine Bilder ausstellt, denn wir haben uns bereits vor 40 Jahren durch eine Zusammenarbeit im Bereich Werbung kennengelernt.“
Erich Kraft ist Inhaber der Werbeagentur Kraft & Partner, gelernter Schriftsetzer und Grafik-Designer. Er besuchte die Werkkunstschule Mannheim und stellte seine Werke bereits in der gesamten Metropolregion aus. Es sind größtenteils großformatige Ölbilder, die meist biblische Geschichten, Mythen und Sagen zum Thema haben. Warum biblische Motive? „Mir bedeutet die Kirche viel als Institution. Ich war ausgetreten, denn ich hatte geglaubt, ich glaube ja und ich brauche die Kirche nicht; aber das stimmt nicht, und so bin ich wieder eingetreten“, betonte Kraft vor dem Bild namens „Erneuter Turmbau zu Babel“.
Dr. Barbara Gilsdorf kennt Erich Kraft auch bereits seit zwei Jahrzehnten. In ihrer Laudatio sagte sie: „Erich Kraft lädt uns in das Reich seiner Fantasie, seiner Gedanken, Träume und Vorstellungen ein. In ein verborgenes Reich, vielfältig und inhaltsreich“, schwärmte die Kulturreferentin der Stadt Schwetzingen. So sieht sie den Künstler als Träumer, der seine Gedanken und Visionen in seinen Bildern auf die Leinwand bringt, ohne jegliche Vernunftkontrolle, im Unbewussten entstanden. Gilsdorf betonte, es sei egal, ob gestisch oder surreal: Erich Krafts Bilder seien geheimnisvoll und hintergründig, meditativ und traumhaft.
Fasziniert steht man vor diesen Werken wie „Die erneute Reise zu einer unerklärlichen Erscheinung eines Baguette-Obelisken“ oder „Begegnung auf der Reise des Odysseus“. Der Künstler erklärt: „Meine Motive entstehen erst auf der Leinwand, spontan, ohne eine vorherige Zeichnung, es gibt nur wenig Ausnahmen in rein grafischen Anordnungen, die ich vorzeichne.“ Man mag es gar nicht glauben, wenn man die Präzision in der Ausführung sieht.
Diese Ausstellung sollte man besuchen, um träumen, meditieren und staunen zu können. Sie ist bis zum 6. Juni täglich von 8 bis 22 Uhr im Neurott 20, Lobbach, Gewerbegebiet, zu bewundern.