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Mit seinen Jesusinstallationen zeigt Berndt Vogel seine Auseinandersetzung mit dem christlichen Weltbild. Foto: tri

Er zeigt nicht das Ideale, sondern das Verletzte

Ausstellungseröffnung von „In anderem Kontext“ in der Sauer Stiftung – 45 Exponate von Berndt Vogel, die alle keinen Titel tragen

 
RNZ 06.07.2016 –von Jutta Trilsbach

Lobbach. Das künstlerische Schaffen von Berndt Vogel zeigt sich vielseitig: Seine Bilder und Objekte, ob gemalt oder plastisch dargestellt, sind naturalistisch, abstrakt und seit zwei Jahren auch sakral. Mit außergewöhnlich kreativen Jesus- und Marieninstallationen präsentiert Vogel seine persönliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Weltbild. Rund 50 Kunstfreunde zeigten sich bei der Ausstellungseröffnung von „In anderem Kontext“ in der Manfred-Sauer-Stiftung davon durchaus überrascht.

Markus Rummel vom Blindeninstitut Würzburg umrahmte das Wiedersehen mit Berndt Vogel wundervoll am Klavier. Denn mit der Ausstellung „Holz-Blau“ hatte der sympathische Musik-, Garten- und Landschaftstherapeut bereits vor zehn Jahren in der Stiftung die Besucher mit Holz-Skulpturen begeistert. Der Künstler arbeitet als Musiktherapeut mit schwerst- und mehrfachbehinderten Kindern und Jugendlichen, unter anderem früher in der Johannes-Diakonie Mosbach. Neben seiner jetzigen klinischen Tätigkeit als Leiterder Garten- und Landschaftstherapie der Psychiatrischen Klinik Wil im Kanton St. Gallen arbeitet er als Lehrmusiktherapeut. In Reichartshausen leitet er ein Klanginstitut und pendelt zwischen Kraichgau und dem schweizerischen Steckhorn am Bodensee.

„Seit vierzig Jahren arbeite ich als Therapeut mit Menschen, die Verletzungen haben und durch Musik und Kreativität ihre besonderen Talente zeigen, das gibt ihnen ihre Persönlichkeit“, erklärte Vogel. Auch mit den beschädigten Jesusfiguren zeige er anstelle des Idealen das Verletzte, mache es sichtbar und gebe ihnen ihre Wertigkeit wieder. Berndt Vogel stöberte die einst im „Herrgottswinkel“ oder in Kirchen gestandenen Figuren in einem Schweizer Trödelladen, dem „Brockenhus“, auf und beließ sie in ihrem gebrochenen Zustand. Er setzte die Figuren beispielsweise auf Bauholzbohlen und gestaltete sie mit dicken Schrauben zu kargen stabilen Konstruktionen. Hausherr Manfred Sauer setzte sich damit auseinander: „Die Jesusfiguren sind kaputt, wurden entsorgt, und Berndt Vogel bringt sie uns in all ihrer Verletzlichkeit näher“, bedeutete der Gründer der Stiftung für Menschen mit Querschnittlähmung.

Rund 45 Exponate zeigt Berndt Vogel im Atrium und auf den Galerien. Rolf Geinert beschrieb den 1952 in Mannheim geborenen Künstler in seiner Laudatio in seiner ganzen schöpferischen Vielfalt. Der ehemalige Oberbürgermeister von Sinsheim beleuchtete die Themenbereiche, mit dem Zyklus „Alte Säcke“, Objekte in typischem „Vogelgrün“ und die Installation mit Figuren von Jesus und Maria. Geinert sagte dazu: „Diese Symbolhaftigkeit der Verletzlichkeit passt in diesen Raum und in das Berufsleben eines Therapeuten, der seinen Patienten neue Bedeutung und ausstrahlende Kraft verleihen will.“ Entgegen möglicher Vermutungen, bezweckten die Figuren keine Häme, so Geinert, sondern der Künstler präsentiere die Jesusfiguren in tiefem Respekt vor der religiösen Bedeutung und der individuellen Geschichte.

Im Bereich „Car-Art“ beschäftigt sich Berndt Vogel, begeisterter Musiker an Klavier, Trompete, in Gesang und Komposition, mit alten Autos. Abgewrackte Autoteile finden sich auf farbenfrohem Hintergrund wieder. Keines seiner Objekte trägt Titel, die Bedeutung solle jeder für sich herausfinden, betont Vogel. Eine erfüllende Aufgabe, der man sich bis zum 7. August in der Manfred-Sauer- Stiftung in Lobbach stellen kann.

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