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Gelähmter fotografierte Gelähmte

Fotoausstellung gibt Einblicke in „Lebenswege und Lebenswelten“
RNZ 08.08.2018 – von Jutta Trilsbach
Lobbach. Dass sich das Leben von einer Sekunde auf die andere dramatisch verändern kann, schilderte Arne Schöning in bildhaften Worten. Bei der Vernissage seiner Fotoausstellun „Menschen mit Querschnittlähmung – Lebenswegeund Lebenswelten“ in der Manfred-Sauer-Stiftung erzählte er seine Geschichte und bewegte damit die Zuhörer. Denn obwohl sich Schönings Leben nach einem tragischen Badeunfall abrupt änderte, verblüffte der freie Fotograf aus Berlin mit pragmatischen Worten und trockenem Humor.

Das Leben als Querschnittgelähmter habe unter anderem seine Figur verändert, meinte er schmunzelnd und klopfte auf seinen Bauch: „Ich wurde vom Waschbrettbauch-Träger zum Waschbär!“ Von der Lebensenergie und Lebensfreude dieses sympathischen Mannes, sollte man sich mehr als nur eine Scheibe abschneiden, kommt einem beim Zuhören in den Sinn.

Auch mit Schwarz-Weiß-Fotos und Texten der Protagonisten will Schöning dem Betrachter deutlich machen: „Das Leben ist geil!“ Der Fotokünstler lässt beispielsweise bekannte Größen aus Sport, Musik und Film wie Goldmedaillengewinnerinnen oder den Rapper Dennis Sonne als „Experten in eigener Sache“ über ein Stück Alltag eines Querschnittgelähmten zu Wort kommen. Schöning betonte: „Dabei kommt viel Spannendes, Ernstes, Skurriles und Nachdenkliches zum Vorschein.“ Das Ganze sei ohne Pathos und so, wie es sich tatsächlich anfühlt und lebt.

Gebannt steht man vor dem Foto „Entfesselt“, das einen Mann im Rollstuhl sitzend und an Seilen gefesselt zeigt. An den Seilen schwebt er in der Luft und fühlt sich so einfach „entfesselt“. Partnerschaft und Liebe: Man erkennt ein nacktes Paar beim Sex, das verschwommen dargestellt ist. Arne Schöning ist ein Multitalent; seine Engagements als Projektmanager für den Verein zur Förderung Querschnittgelähmter am Unfallkrankenhaus Berlin und als freier Dozent an der Medical School Berlin sind vorbildlich.

Dort lernte er Lilli Köpcke kennen. In den letzten zwei Jahren haben die Berliner Professorin für Heilpädagogik und er die Erzählungen und Fotos von 23 querschnittgelähmten Menschen zusammengetragen und sie in der Wanderausstellung und in einem 250 Seiten starkem Begleitbuch mit Hilfe vieler Sponsoren veröffentlicht. Mit den Fotos und Beschreibungen gelingt es, Außenstehenden einen tiefen Einblick zu geben.

Info: Die Ausstellung ist bis 2. September täglich von 8 bis 22 Uhr in der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach, Neurott 20, zu besichtigen.

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