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Wilhelm Sonener vor einer seiner typischen, mystischen Skulpturen in der Manfred-Sauer-Stiftung: Der Körper aus Holz vorne, das abstrakte Gebilde dahinter. Foto: Trilsbach

Mystische Naturgewalten aus Murfrëit

Wilhelm Senoner stellt in der Manfred-Sauer-Stiftung aus

RNZ 25./26.03.2017– von Jutta Trilsbach

Lobbach. „Murfrëit“. Klingt magisch und geheimnisvoll. „Murfrëit“ ist ein Erlebnis, das tief berührt und demütig macht, vor Mensch und Natur. Der Maler und Bildhauer Wilhelm Senoner nennt so seine neue Ausstellung in der Manfred-Sauer-Stiftung. Freundschaftlichen Banden ist es zu verdanken, dass der 70-Jährige nun mit Ehefrau Claudia nach zehn Jahren zum zweiten Mal den Weg aus St. Ulrich im Grödnertal ins hügelige Lobbachtal gefunden hat. Hier zeigt er einen Teil der Murfrëiter Ausstellung mit dem Untertitel „Kanten aus den Felsen, in denen ich meine Gestalten gefunden habe“.

Murfrëit ist ein Ort unter dem Grödner Joch in den Dolomiten. Für den renommierten Künstler ist dies sein „Kraft-Ort“ in unzerstörter Natur. Dort, vor der Kulisse schroffer Felsen, setzte Senoner im vorigen Jahr seine Skulpturenausstellung den Naturgewalten aus, was in der Kunstszene weithin große Beachtung fand. Mystisch und futuristisch muten seine Figuren – auf schrägen Sockeln stehend – an, welche allesamt die unverwechselbare Handschrift ihres Schöpfers tragen: Eckigspitze Hinterköpfe, die einem Pharaonenhut ähneln. Mit seinen Gestalten wie dem faszinierenden Liebessymbol „Kuss“, „Gehender“, „Akt“ oder „Frau mit roten Handschuhen“ und mit seinen Bildern in Mischtechnik auf Leinwand zog er die Besucher im gläsernen Atrium sogleich in den Bann. „Atemberaubend, faszinierend, große Kunst, großer Künstler“, schwärmten rund 80 Besucher bei der Vernissage, die teilweise aus ganz Deutschland angereist waren und von Stiftungsgründer Manfred Sauer herzlich begrüßt wurden: „Wir freuen uns sehr darüber, dass Wilhelm seine kraftvolle Kunst hier präsentiert, er hat die Kraft der Berge in seiner Kunst vereint.“

Der freischaffende Bildhauer erklärte an der weiblichen, tief herabgebeugten Figur „Atmen“: „Ich verwende Lindenholz, bearbeite es mit Motorsäge und Meißel, breche das Holz auf, forme die Figur, setze Schrägen und Kanten, die man im Berg findet.“ Abfallende Späne werden mit Leim und Bindemittel sowie Erdoder Acrylfarben gemischt und in vielen Schichten aufgetragen, sodass schroffe Oberflächen entstehen.

In ihrer Laudatio erklärte Dorothée Veronesi von der Fraunhofer Gesellschaft München das Geheimnisvolle an Senoner Kunst zum Schönsten, was man erleben könne. Sie sprach mit Blick auf die Skulpturen, die mit Kanten und flächigen, fülligen und auch massigen Körperformen einen hohen Abstraktionsgrad aufweisen, von einer Dualität oder einem Spannungsfeld. „Auf der einen Seite ist die berührende menschliche Figur, auf der anderen die pure Abstraktion“, so Veronesi. Senoner wolle ins Innere blicken und blicken lassen. „Ihn interessiert das Zwischenmenschliche, auf den ersten Blick wirken seine Figuren sehr ähnlich und doch stellt der Betrachter in ihnen einen ganz individuellen und einzigartigen Ausdruck fest“, sagte sie. Ein Kennzeichen seiner Arbeiten sei die Abstraktion der sanft geschwungenen, aber scharfen Kanten, die die Körper in Vorder- und Rückseite oder die Extremitäten in dreieckige Formen unterteilen und aufgrund der Trennung in Licht- und Schattenflächen eine große Lebendigkeit erzeugten.

Und da das Menschliche beim Südtiroler Bildhauer im Vordergrund steht, hatte das Ehepaar Senoner  zum Verkosten Käse, Wurst und Brot aus der Heimat mitgebracht. Eine vorzüglich mundende Vernissage, die am Klavier von Michaela Elkenhans mit klassischer und beschwingter Musik begleitet wurde.

Info: „Murfrëit“, Ausstellung von Wilhelm Senoner , Manfred-Sauer-Stiftung, Neurott 20, Lobbach, bis zum 18. Juni, täglich geöffnet von 8 bis 22 Uhr.

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