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Die Künstlerin und ihre Naseweise: Brigitte Trost inmitten der „Tratschenden Tanten“. Foto: Trilsbach

Naseweise mit Glupschaugen und Sturmfrisur

In der Ausstellung „Gestalten“ in der Sauer-Stiftung präsentiert die Ziegelhäuser Künstlerin Brigitte Trost ihre schrulligen Skulpturen

 
RNZ 28.01.2014 – von Jutta Trilsbach

Lobbach-Waldwimmersbach. (tri) Lotti ist eine schmale, schräge Frau mit ausgeprägten O-Beinen und spitzem Näschen. Lotti ist ein „Naseweis“ und stammt wie viele der vorwitzigen Figuren aus der Hand der Künstlerin Brigitte Trost. In der Manfred-Sauer-Stiftung zeigt die Bildhauerin aus Heidelberg-Ziegelhausen eine große Sammlung von Skulpturen aus Keramik, Metall, Holz, Bronze und Steinguss unter dem schlichten Thema „Gestalten“.

Brigitte Trost hat Germanistik und Anglistik in Heidelberg studiert, Bildhauer-Workshops bei namhaften Künstlern absolviert und zahlreiche Ausstellungen in der Region bestückt. Mit ihrer Exposition verbreitet sie viel Fröhlichkeit und gute Laune im großzügigen Atrium der Stiftung. Manfred Sauer erfreute sich bei der Begrüßung eines großen Publikums, das zur Vernissage gekommen war: „Die Figuren von Brigitte Trost machen Trost, ja, sie trösten ein wenig.“

Die Kunsthistorikerin Yvonne Weber aus Neckarsteinach versank geradezu verzückt in Trost’sche Wortspielereien zum Buchstaben „T“ und reimte ihre Laudatio auf die Künstlerin. Eine humorvollere Einführung in ein außergewöhnliches Kunstwerk hatte es in der Manfred-Sauer-Stiftung jedenfalls noch nicht gegeben. Yvonne Weber ging dabei auf die verschiedenen Techniken und Ausdrucksweisen der Künstlerin ein und erweckte die Figuren zum Leben.

Die „Naseweise“ erheitern in der Tat das Gemüt. Man muss sie einfach lieben, diese schrulligen, tratschenden Trantüten aus Keramik mit kecker Himmelfahrtsnase, Glupschaugen und Sturmfrisur. Auch die mit großer Leidenschaft geformten Büsten aus Keramik sind keine Schönheiten, sie tragen Hut oder Schalkragen und haben markante Gesichter. Auch Männer haben bei Trost das Sagen. Beispielsweise Max Liebermann, beziehungsweise eine Büste des Berliner Künstlers mit Schnurrbart und Hut.

Ausladende Keramikschalen stellt die 1946 im Emsland geborene Mutter zweier Töchter gern auf dicke Beine und nennt sie einfach „Haxenschalen“. An den Wandbildern mit kleinen Figürchen in Holzrahmen kann man sich auch nicht satt sehen. Doch es gibt noch viel mehr zu bestaunen, denn das Tolle an Trost ist: Sie gestaltet ihre beeindruckenden Skulpturen in Verbindung mit Steinguss oder Stahl mit altem, verrostetem Werkzeug. Daher ging der Appell von Manfred Sauer an die Gäste: „Schmeißen Sie ihr altes Werkzeug nicht weg, bringen Sie es ins Atelier in den Hasenweg nach Ziegelhausen.“ Verpassen kann man das Atelier nicht. Denn dort empfangen Hasen und Naseweise die Besucher.

Brigitte Trost strahlt Freude aus und platzt vor Schaffenskraft. Sie fühlt sich beim Schweißen, Hämmern, Formen oder Malen einfach wohl: „Meine Werke entwickeln sich erst in meinen Händen bei meinem Tun, eine genaue Vorstellung habe ich anfangs meistens nicht“, Das erklärt auch die Vielfalt der verwendeten Materialien bei der Zusammensetzung der Objekte – da kommt beim „Blauen Wunder“ sogar Maschendraht ins Spiel. Von ihrem Figuren-Stil weicht die Künstlerin aber nicht ab. Allenfalls in den Skulpturen „Kathedrale“, „Phoenix“, „Engel“ oder in „Spatengestalten“ zeigt sie abstrakte Formen.


Info: Brigitte Trost: „Gestalten“. Die Ausstellung ist bis 16. März 2014 in der Manfred-Sauer-Stiftung von 8 bis 22 Uhr zu bewundern.

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