Javascript ist deaktiviert. Dadurch ist die Funktionalität der Website stark eingeschränkt.

Pieter Sohl vor seinem Lackbild „Schutzengel“ von 2011. Bei der Vernissage drängten sich mehrere hundert Besucher in der Lobbacher Manfred-Sauer-Stiftung. Foto: Sabine Scheltwort

Pieter Sohl: "Ich muss einfach malen, jeden Tag"

RNZ 04.02.2013 – Pieter Sohls große Ausstellung zum 80. Geburtstag in der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach


Von Sabine Scheltwort

Wer hat Angst vor Rot, Gelb, Blau? Pieter Sohl ganz sicher nicht. Morgen feiert er seinen 80. Geburtstag, und noch immer greift er beherzt zur Palette mit den starken Farben. „Ich muss einfach malen, jeden Tag, sonst würde ich mich zu Tode langweilen“, sagte der Künstler gestern bei der Eröffnung seiner großen Jubiläumsausstellung in der Sauer-Stiftung in Lobbach.

Der gigantische lichtdurchflutete Raum der Stiftung ist wie gemacht für Sohls Arbeiten. Hier können sie ihre Farbenpracht und Heiterkeit ungetrübt entfalten, hier können seine Bilder und Skulpturen in einen lebhaften Dialog treten. Erstaunlich, mit welcher Energie Pieter Sohl nach wie vor malt – vielleicht kraftvoller denn je und wie immer für eine Überraschung gut. „Eine breite Vielfalt an Stilen und Techniken, wie man sie sonst nur bei Picasso findet“, bescheinigte Laudator Prof. Jochen Hörisch dem Heidelberger Künstler in seiner Einführungsrede vor den zahlreichen Vernissage-Besuchern.

Einen einzigen, stets wiedererkennbaren Stil zu entwickeln, wie es dem Kunstmarkt gefällt, das ist Sohls Sache nicht. „Ich kannte Horst Antes gut und mag seine Bilder, aber jeden Morgen aufzustehen und zu wissen, wieder in derselben Art einen Kopf malen zu müssen, das wäre für mich ein Albtraum“, versichert der Künstler. Lieber steht er jeden Morgen auf und malt, wie und wozu er Lust hat. Der Stil wird sich schon ergeben. Man könnte vor seinen Gemälden an Expressionisten wie Emil Nolde oder Edward Munch denken, die neoexpressiven „jungen Wilden“ oder Maler des Informel – es ist immer Pieter Sohl, der unbekümmert zu dem Ausdrucksmittel greift, das ihm spontan angemessen erscheint.

Auch in seinen Bildhauer-Arbeiten hat Sohl eine Vielzahl an Techniken ausprobiert, hat große und kleine Bronzeskulpturen, Alu-Arbeiten und Holzplastiken geschaffen, mal gegenständlich (meistens), mal abstrakt (seltener). So entstand eine ganz eigene Welt aus realen Figuren und Fabelwesen.

Manch akademischem Titel wie „Europa fliegt mit Jupiter davon“ zum Trotz – seine Inspiration findet der sportliche Künstler nicht in Büchern, wie er sagt, sondern häufig draußen in der Natur. Zuweilen geben auch Nachrichten den Anlass für ein Bild, wie im Fall von „Ütoya“. Es ist eines der wenigen Bilder, in denen die Farben nicht das Leben feiern, sondern aus dem die blutbespritzte schwarze Angst spricht. Doch eine solch qualvolle Arbeit ist die Ausnahme. Prototypischer ist das Bild „Sky Walkers“. Es steht für eine bei Sohl oft zu beobachtende Bewegung nach oben, die sich ebenfalls in Gemälden wie „Die Geister steigen auf“ oder Skulpturen wie dem kleinen „Einhorn“ findet.

Häufiges Motiv ist auch die Frau – was den „großen Frauenhuldiger“, wie Hörisch ihn nannte, im Übrigen ebenfalls mit Picasso verbindet. Geister und Götter bevölkern Sohls großformatige Bilder, aber es sind nicht die bösen Geister, die dem Menschen nachts den Schlaf rauben, und es sind nicht die bösen Götter, die den Menschen jeden Tag aufs Neue dazu verurteilen, mühevoll einen Felsbrocken den Berg hoch zu schleppen. Es sind die guten weiblichen Geister und Göttinnen, die über denjenigen ihre schützende Hand halten, der dem Leben froh und freundlich zugewandt ist. Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst, heißt es in Schillers „Wallenstein“. Pieter Sohl findet, es darf durchaus beides heiter sein. Und so gibt es ihn schließlich doch, den einen Sohl-Stil: Es ist die Fröhlichkeit der künstlerischen Freiheit.

Info: Die Ausstellung wird in der Manfred- Sauer-Stiftung (Neurott 20, 74931 Lobbach) bis zum 18. März gezeigt, geöffnet tägl. 8-22 Uhr.

veröffentlicht am: