Am 20. Januar 2018 fand das erste Symposium „Irrigation – State of the Art“, initiiert vom Beratungszentrum Ernährung und Verdauung Querschnittgelähmter der Manfred-Sauer-Stiftung, statt.
Dr. med. Eckart Dietrich Leder und Veronika Geng, Experten auf dem Gebiet der neurogenen Darmfunktionsstörungen luden Vertreter aus Medizin, Pflege und Industrie nach Lobbach in die Manfred-Sauer-Stiftung, um sich über die aktuelle Situation, die Möglichkeiten und die Grenzen der transanalen Irrigation auszutauschen und so neue wegweisende Impulse für mehr Gemeinsamkeit in dieser Form des Darmmanagements zusammen zu tragen.
Der aktuelle Wissensstand zur transanalen Irrigation wurde von Dr. Leder vorgestellt und die verschiedenen Inhalte mit dem entsprechenden Hintergrundwissen wurden beleuchtet. Die Dozenten (siehe Bildlegende) gaben einen Überblick über die internationalen Empfehlungen und die existierenden Irrigationssysteme, sowie die derzeit bestehenden Indikationen und Kontraindikationen. Darüber hinaus wurden Aspekte bei der Instruktion und Durchführung aufgezeigt, die für den Erfolg und damit die Akzeptanz beim Anwender von entscheidender Bedeutung sein können.
Die transanale Irrigation
Die transanale Irrigation (TAI) ist eine Form des Darmmanagement und soll, z. B. bei einer neurogenen Darmfunktionsstörung, wie sie bei Querschnittlähmung vorkommen kann, die Darmentleerung ermöglichen bzw. erleichtern. Bei dieser Methode wird auf der Toilette sitzend der Darm durch das Zuführen von Wasser über einen Rektalkatheter in den Dickdarm wirksam entleert. Durch das Wasser wird die Darmperistaltik angeregt, die zur Stuhlentleerung führt.
Ziel der Methode ist es, eine gewisse Kontrolle über das wann und wo des Ausscheidens, d. h. eine kontrollierte Kontinenz zu erreichen. Durch eine regelmäßige Darmentleerung mit TAI soll dieser Zustand erreicht und Stuhlinkontinenzphasen verhindert werden. Allerdings müssen sich Anwender darüber im Klaren sein, dass dieser Idealzustand oft bis zu drei Monaten auf sich warten lässt und eine unbedingte Konsequenz bei der Durchführung voraussetzt. Die Teilnehmer des Symposiums machten eine zu hohe Erwartungshaltung, eine unzureichende Unterweisung und die Auswahl ungeeigneter Patienten zur Irrigation, dafür verantwortlich, dass ein sehr hoher Prozentsatz (ca. 50%) der Anwender für sich entscheidet, die transanale Irrigation wieder aufzugeben.
Abbruchrate verringern
Ein Großteil der Symposiumsteilnehmer wünscht sich eine bessere Versorgung der Betroffenen mit Irrigationssystemen und eine Erstellung ärztlicher Leitlinien vor der Verordnung. Einen Schwerpunkt wünschen sich ebenfalls die meisten, indem Kompetenzzentren zur Ausbildung von Multiplikatoren zur transanalen Irrigation entstehen.
Darüber hinaus wurden viele Meinungen und Ideen kontrovers diskutiert, und ein Konsensbedarf der verschiedenen Parteien wurde für ein einheitliches und damit erfolgreiches Anwenden der Irrigation offensichtlich.
„Verwirrung besteht weiterhin, wenn auch auf deutlich höherem Niveau“, resümiert Symposiumsleiterin Veronika Geng. „Allerdings wäre es auch unrealistisch gewesen anzunehmen, wir würden an einem einzigen Tag zu einem trendweisenden Konsens finden. Vielmehr wollten wir mit diesem Symposium einen geleiteten, zukunftsorientieren Dialog initiieren, bei dem verschiedene Gruppen an einem Tisch sitzen und sich über das „Wie und Wohin“ der Irrigation zum Wohl des Anwenders austauschen. Ich denke, das ist uns mit dem ersten Symposium zu „Irrigation – State of the Art“ sehr gut gelungen.“
Arbeitsgruppe zur Erstellung von Konsenspapieren
Um die Irrigation für den Patienten besser anwendbar und zielführender machen zu können, haben sich 15 Teilnehmer des Irrigationssymposium dazu bereiterklärt, Teil einer Arbeitsgruppe zu werden, in der gemeinsame Standards für die Verwendung der transanalen Irrigation entworfen und verabschiedet werden sollen. Das multiprofessionelle Team wird in den kommenden Wochen seine Arbeit aufnehmen.